Die winzige Geldkatze: Die womöglich kleinste Betteltasche der Welt in viktorianischem Stil
Diese Geldkatze ist vermutlich die kleinste Betteltasche der Welt, mit einer Länge von 23 cm ohne Fransen. Sie diente als Geldbörse von jungen Mädchen und ist
ein schönes Beispiel einer viktorianischen/edwardianischen Betteltasche.
Die Geldbörse wurde von Hand gearbeitet und nach einem filigranen Muster mit feinem Garn gehäkelt. Die Farbnuancen variieren von einem hellen beige bis hin zu
einem ockerfarbenen Farbton. Mit grünem Garnverschluss wurde der eingearbeitete Musterzusatz verstärkt. Den gehäkelten Körper verzieren kleine glänzende Stahlperlen. Eine filigrane
Fransenperlenbordüre ziert die gerade Seite der Geldkatze, während auf der anderen Beutel Seite im unteren Bereich eine mit Perlen gearbeitete Quaste angebracht ist.
Zwei gravierten Silberringe dienen als Verschluss für die Geldbörse. Durch das Verschieben der Ringe auf eine Seite kann die Geldkatze geöffnet werden, um
Münzen in das Taschenfach zu legen. Zum Schließen wird der Ring nach unten gedrückt, um den Inhalt sicher zu verschließen.
Trotz dieses hohen Alters weist die Geldkatze nur leichte Anlaufspuren an den Stahlringen und an der Quaste auf.
Es gibt keine Löcher im Körper der Geldbörse, jedoch am Verschlusshals der Geldkatze. Die gesamte Häkelarbeit des historischen Musters befindet sich in sehr
gutem Zustand.
Die Geldkatze eignete sich hervorragend als Schmuckgegenstand, das am bzw. unter dem Gewandung von den Frauen getragen wurde. Ein Aufbewahrungsgegenstand aus
vergangenen Epochen, für historische Kostüme oder einfach als ungewöhnliche dekorative Geldbörse.
Dieses außergewöhnliche Exponat stammt aus dem Jahre 1860 aus den Vereinigten Staaten von Amerika und findet sich im Zwirnknopfmuseum von Sabine Krump aus
Österreich.
Zwischen Reichtum und Armut
Zur Geschichte der an den Handgelenken getragenen Luxuxbeutel
Sabine Krump
Vor der eleganten Handtasche trug die vornehme Dame von Welt einen Beutel als schickes Accessoire. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Ledertasche zum Trend.
Bereits im 18. Jahrhundert waren Stoffbeutel bei den Damen bekannt. Perlenbeutel wurde von Damen in den Jahren 1850-1920 als beliebtes Accessoire am Handgelenk getragen.Die Geschichte der Beutel mit gefärbten Glasperlen begann im frühen 19. Jahrhundert im deutschsprachigem Raum.
Die Beutel wurden entweder mit Glasperlen bestickt oder aus aufgereihten Glasperlen gestrickt. Die Perlen wurden von Glasfabrikanten in Italien, hauptsächlich in Venedig, hergestellt. Diese kostbaren Stücke wurden auf Messen in Europa präsentiert und über Händler in die gehobene Gesellschaft gebracht. Der Erwerb dieser Perlen war nur in den Städten möglich, da sie sehr wertvoll waren.
Perlentaschen waren zunächst exklusive Kunstwerke, die im privaten Kreis gefertigt wurden. Die eleganten Damen und vornehmen Töchter der Gesellschaft widmeten sich in gemütlichen Salons während
der Wintermonate oder vor ihrer Verlobung der feinen und aufwendigen Handarbeit. Die Stricknadeln waren äußerst fein und die filigrane Technik war mit bloßem Auge kaum zu erkennen, so akribisch
und kunstvoll wurde sie von den erfahrenen Handwerkerinnen ausgeführt. Für einen Beutel benötigten die Damen etwa 30.000 bis 40.000 winzige Glasperlen von nur wenigen Millimetern Größe. Der
Preis, den sie damals dafür zahlten, bleibt schwer einzuschätzen. Die Herren verwendeten die mit Leder gefütterten Beutel für ihren Tabak, während die Damen ihre Beutel mit Seide auskleideten.
Die Kunst des Perlenstrickens war sowohl in Heimarbeit als auch in Manufakturen verbreitet. Oftmals halfen Kinder ihren Familien durch diese Tätigkeit, ähnlich wie beim Nähen von Zwirnknöpfen im
Wald- und Mühlviertel. Zu dieser Zeit galten Perlenbeutel noch als Luxusartikel, die von Frauen erworben wurden, die sich nicht selbst die Mühe machen wollten. Mit der Einführung künstlich
gefärbter Glasperlen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die bereits gewebten oder gehäkelten Perlenbeutel zu einem industriellen Massenprodukt.
Bereits um 1820 begann im Königreich Württemberg der erste Schritt weg von den kostbaren Unikaten. Der Monarch hatte das Ziel, seine verarmte Region um Schwäbisch-Gmünd zu fördern. Die kunstvolle
Perlenarbeit an den eleganten Beuteln verbreitete sich rasch über die Grenzen des Landes hinaus. Als diese Taschenmode in der Unterschicht um die Jahrhundertwende immer beliebter wurde, hatte die
feine Gesellschaft bereits das Interesse an ihrem einstigen Statussymbol verloren.
Im Laufe der 1920er-Jahre gerieten die Beutel dann endgültig aus der Mode. Die elegante Dame von Welt trug stattdessen eine Handtasche aus Leder oder anderen Materialien.
Pompadour "Liebe und Treue"
Bei diesem außergewöhnlichen Exponat handelt es sich um einen großen Beutel in Pompadourform, der mit einer lückenlosen Perlenoberfläche verziert ist.
Das zarte florale Dekor besteht aus einzelnen Glasperlenelementen, die durch filigrane schwarze Glasperlensträhnen unterbrochen werden, teilweise in Verbindung mit kubischen Formen.
Die millimetergroßen farbigen Glasperlen sind sorgfältig auf eine textile Grundlage gestickt und zeigen eine abgestimmte zarte Rosenbordüre mit rosaroten Blütenköpfchen auf beigem Grund.
Das Besondere an diesem Perlenbeutel ist die eingearbeitete Inschrift „In Liebe und Treue 1915“, hierbei dürfte es sich um einen Hochzeitsbeutel oder Erinnerungsbeutel handeln.
Die Herkunft des historischen Perlenbeutel bezieht sich auf Niederösterreich, der Steiermark oder dem Wiener Raum.
Der Boden des Beutels besteht hauptsächlich aus schwarzen und silberglänzenden Perlen. Ein mit schwarzem Seidenstoff genähter Abschlussrand umfasst eine Kordel als Zugband. Das Innenfutter des Beutels ist mit Goldfäden besticktem Seidenstoff ausgekleidet.
Eine Troddel schmückt den Beutelgrund. Die Quaste ist mit bunten Perlen geschmückt.
Dieser handgearbeitete Perlenbeutel ist etwa 30 cm groß und 23 cm breit.
Privatbesitzerin: Sabine Krump
Perlentasche in Lunéville-Handarbeit -
so schön und doch auch so unbekannt
Lunéville-Handarbeit bezieht sich auf eine spezielle Form der Stickerei, die ihren Ursprung in der französischen Stadt Lunéville hat. Diese Technik wird hauptsächlich für die Verzierung von Kleidungsstücken und Accessoires verwendet und zeichnet sich durch ihre feine und detailreiche Ausführung aus.
Bei der Lunéville-Handarbeit wird eine spezielle Tambouriernadel mit einem Haken verwendet, um Perlen, Pailletten und andere Verzierungen auf den Stoff zu sticken. Dabei wird der Stoff auf einen Rahmen gespannt und die Verzierungen werden von der Rückseite des Stoffes mit dem Haken durchgestochen und fixiert. Dies erlaubt es, sehr präzise und filigrane Muster zu erstellen.
Unter Tambourieren kennt man diese Handarbeitstechnik ebenso, bei der mit einer speziellen Nadel, dem Tambourhaken, Perlen, Pailletten oder andere Verzierungen auf einen Stoff gestickt werden. Diese Technik wird oft für die Herstellung von aufwendigen Stickereien verwendet, wie sie beispielsweise bei Brautkleidern oder Abendkleidern zu finden sind.
Die Lunéville-Handarbeit erfordert viel Geduld, Geschicklichkeit und Erfahrung, da sie sehr zeitaufwändig ist und eine hohe Präzision erfordert. Diese Technik wird oft von professionellen Handwerkern und Designerinnen angewendet, um hochwertige und luxuriöse Stickereien herzustellen. Diese Handarbeitstechnik erfordert daher viel Übung und Erfahrung, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.
Diese spezielle Tambournadel, ähnelt einer feinen Häkelnadel welche mit einem Tambourhaken versehen ist, wird durch den Stoff geführt und holt dabei die Perlen oder Pailletten von der Rückseite des Stoffes nach vorne. Anschließend wird der Haken wieder durch den Stoff geführt und die Perle oder Paillette wird sicher fixiert. Auf diese Weise entstehen filigrane Muster und Verzierungen auf dem Stoff.
Interessanterweise wurde in der Zwirnknopfnäherei gelegentlich das Tambourieren angewendet. In einigen Regionen Niederösterreichs und dem Wiener Raum wurden ausgewählte Zwirnknöpfe mit einer Tambouriernadel auf der Tambouriergoaß oder dem Tambourierhobel abgesteppt. Im Mühlviertel hingegen wurden hauptsächlich klassische weiße Bettwäsche-Zwirnknöpfe ohne Absteppung genäht. Die Entscheidung, ob Zwirnknöpfe tambouriert werden sollten, wurde von den Verlegern in den mitgelieferten Musterrezepten an die Zwirnknopfnäherinnen und Näher weitergegeben. In Österreich gibt es drei Tambouriergoaßn, die früher dazu verwendet wurden, Zwirnknöpfe abzusteppen. Eine dieser Tambouriergoaßn befindet sich im Zwirnknopfmuseum. Diese speziellen Geräte wurden traditionell von Handwerkern benutzt, um die kleinen Knöpfe mit einer zusätzlichen Näharbeit auszuschmücken. Heutzutage sind sie vor allem historische Artefakte, die an vergangene Handwerkskunst erinnern. Das Zwirnknopfmuseum bietet Besuchern die Möglichkeit, mehr über die Geschichte und Herstellung von Zwirnknöpfen sowie über die Verwendung der Tambouriergoaßn zu erfahren. Es ist ein interessantes Zeugnis für die traditionelle Handwerkskunst in Österreich.
Diese wunderschöne Perlentasche wurde in unzähligen Arbeitsstunden mit hochwertigen Glasperlen kunstvoll gefertigt. Der Abschluss wird von einem feingliedrigen Perlenfransenband geschmückt. Der goldfarbene Scherenbügel ist mit einer weißen Perle an der Verschlussschnalle verziert. Es handelt sich um ein echtes Unikat, das aus den Händen von einer erfahrenen Meisterin ihres Fachs in reiner Handarbeit geschaffen wurde.
Aus der privaten Sammlung von Sabine Krump, Die Knopfmacherin